Pilotprojekt Dietmanns­ried

Unser Stromnetz wird digital

Elektromobilität, Photovoltaik und Wärmepumpen fordern zunehmend unsere Stromnetze im lokalen Niederspannungsbereich.  Eine bessere Übersicht und digitale Steuerung des Stromnetzes wird dabei unerlässlich. Wichtig dabei sind intelligente Stromzähler (Smart Meter), die den Stromverbrauch erfassen und kommunizieren.

Der Pilot in Dietmannsried dient dabei zur Erprobung zweier unterschiedlicher Technologien der Datenübertragung aus den Smart Metern: eine funkbasierte und eine kabelgebundene.

Diese Daten aus dem Niederspannungsnetz helfen uns, eine digitale Transparenz im Niederspannungsnetz zu schaffen. Dadurch können wir als AllgäuNetz eine höhere Versorgungssicherheit erreichen.

Ergänzend zu den Daten aus den Smart Metern, erheben wir Netzzustandsdaten direkt in unseren Ortsnetzstationen durch digitale Messtechnik. Durch diese "digitalen Ortsnetzstationen" kann aus dem betriebsführenden zentralen Leitsystem die Steuerung von Verbrauchern vorgenommen werden.

Bei einem Stromausfall können wir, Dank der Digitalisierung, Störungen im Stromnetz schneller lokalisieren und somit die Dauer des Stromausfalls verringern. Zusätzlich erfüllen wir die gesetzlichen Anforderungen nach dem Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) und erproben die Steuerbarkeit von Flexibilitäten in der Niederspannung nach § 14a EnWG.





Die zur Erreichung der Klimaziele notwendige, stark ansteigende Anzahl dezentraler Erzeuger erneuerbarer Energien, sowie die zunehmenden Stromverbraucher, hervorgerufen durch die Verkehrs- und Wärmewende, führen zu einer enormen Steigerung der Komplexität im Betrieb der Stromnetze. Dies gilt insbesondere für die Niederspannung als "letzte Meile" zum Endkunden, wo dezentrale PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Ladesäulen angebunden werden.

Da es in der bisherigen Netz-Betriebsführung nicht nötig war diese Netzebene vollständig digital zu erschließen ist die notwendige Sichtbarkeit und Steuerbarkeit noch nicht in ausreichendem Maße  vorhanden. Um in Anbetracht der beschriebenen, radikalen Veränderungen unsere Kernaufgabe der sicheren Betriebsführung der Stromnetze auch in Zukunft, mit der gewohnten Verlässlichkeit, erfüllen zu können ist eine rasche Digitalisierung notwendig.

Die zukünftige Betriebsführung hat zum Ziel, mehr flexible Verbraucher und Einspeiser in unsere Berechnungs-, Prognose und Steuerungssysteme zu integrieren. Damit können wir, bei gleichbleibend hoher Versorgungsqualität, die Netze optimal auslasten so wie die maximale Kosteneffizienz gegenüber unseren Kunden gewährleisten.

Die wesentlichen Komponenten im Niederspannungsnetz (Netzabgänge in den Ortsnetzstationen) werden mit Sensoren und Kommunikationstechnik ausgestattet. Diese Daten werden zur weiteren Verarbeitung an ein zentrales Betriebsführungssystem für die Niederspannung übertragen.

Zusätzlich werden Messwerte aus den intelligenten Messsystemen unserer Netz-Kunden verwendet um die Situation im Netz genauer bestimmen zu können.

Im Betriebsführungssystem für die Niederspannung werden die Daten analysiert und bei Bedarf (z.B. bei Grenzwertüberschreitungen in einem Netzbereich) die angemessenen Steuersignale versendet, um die Stromnetzstabilität zu gewährleisten.

Wie hoch der Anteil an digitalisierten Stationen sein wird, ist vom Kosten-Nutzen-Verhältnis und den Eigenschaften der einzelnen Netzregionen abhängig.

In Regionen mit stark zunehmender Netzauslastung werden Ortsnetzstationen zukünftig gezielt umgerüstet. Diese Umrüstungen sind zeit-, material- und kapitalintensiv.

In Gebieten mit wenig Dynamik bei Einspeisung und Bezug oder stark ausgebauten Netzen kann hingegen eine Messung in nur wenigen Ortsnetzstationen ausreichend sein.

Welches Netzgebiet in welche Kategorie fällt, wird kontinuierlich über die strategische Netzplanung der AllgäuNetz an Hand erwarteter Engpass-Szenarien definiert.

Dietmannsried ist als Pilotgemeinde für die AllgäuNetz ideal. Kleine bis große Haushalte, Photovoltaik-Dachanlagen, Wärmepumpenbesitzer – es ist ein heterogenes Versorgungsgebiet, in dem das Feedback der Bürger viele Erkenntnisse bringen wird. Um den gesetzlichen Rolloutplan der neuen Zählergeneration bis 2032 einhalten zu können, bedarf es einen solchen Piloten, um verschiedene technologische Ansätze gegenüberzustellen.

Ziele für die Bürger

  • Höhere Versorgungssicherheit im Niederspanungsstromnetz
  • Verringerung von Stromausfallzeiten durch schnellere Entstörung
  • Fernablesung des Stromzählers
  • Visualisierung des Stromverbrauchs in einem Onlineportal
  • Für den Vertrieb und Kunden: Angebot spezieller dynamischer Stromtarife
  • Auf Wunsch: Versand der Daten an externe Marktteilnehmer (z.B. Energieberater)

Ziele für AllgäuNetz

  • Wir wollen die Bürger „Strompioniere in Dietmannsried“ mit einbinden, um Ihre Fragen und Bedenken zu erfahren und um gleichzeitig die Akzeptanz zu erreichen:
    • Kundennahes Feedback zum Vorgehen im Projekt
    • Auswertung der Kundenanschreiben beim Rollout der Zähler
    • Bereitschaft und Verständnis beim „dimmen“ / für dynamische Tarife
  • Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen
    • Umsetzung des §14a EnWG – steuerbare Verbrauchseinrichtung
    • Herstellung der Steuerbarkeit
    • Rollout-Verpflichtung nach dem MsbG
  • Höhere Transparenz im Stromnetz der Niederspannung
Wenn Sie Anfang Oktober einen Brief bekommen, in welchem der Einbau einer modernen Messeinrichtung (mME) oder eines intelligenten Messsystems (iMSys) angekündigt wird, dann sind Sie Teil des Pilotgebietes. Wenn Sie einen Zähler der Firma Hausheld erhalten, dann bekommen Sie ein Anschreiben über den Einbau einer mME. Wenn Sie Teil des Pilotgebietes für Breitband Powerline sind, bekommen Sie ein Anschreiben für den Einbau eines iMSys. 

Die Unterschiede zwischen mME und iMSys finden Sie hier: Zählerarten

Der Pilot startet somit ab Anfang Oktober mit den Anschreiben und direkt im Anschluss mit Veränderungen am Niederspannungsstromnetz. Betroffen sind Ortsnetzstationen, Straßenlaternen und Stromzähler in Privathaushalten. Alle vom Zählerwechsel betroffenen Haushalte werden individuell per Post über den Zählertausch informiert. Ziel ist es bis Ende Dezember die gesamte digitale Infrastruktur in Dietmannsried auszurollen.
Die Kosten, sowie Informationen zur Abrechnung finden Sie hier Zählerwechsel und -einbau

Der Wechsel ist für Sie grundsätzlich kostenfrei!
Bei Hausheld: Ja, der wesentliche Unterschied zwischen einem älteren elektronischen Zähler und einer modernen Messeinrichtung (mMe) besteht darin, dass letztere mit einer Funkeinheit zur Kommunikation mit dem Smartmeter-Gateway ausgestattet sind.

Bei Breitband Powerline: Ja, hier besteht der Unterschied darin, dass der neue Basiszähler mit einem Breitband Powerline Smartmeter Gateway ausgestattet ist. 
Nein, der Einbau ist gesetzlich vorgeschrieben. Im „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW)“ sieht der Gesetzgeber den flächendeckenden Einbau von intelligenten Messsystemen in allen Haushalten und Gewerbebetrieben bis 2032 vor. Smart Meter sind also ein Teil des neuen erforderlichen intelligenten Stromnetzes, dem sogenannten „Smart Grid“.
Ja. Lassen Sie sich aber immer den Ausweis zeigen und rufen Sie, wenn Sie sich unsicher sind, im Kundencenter an. Sie müssen dem Messstellenbetreiber (oder der von ihm beauftragten Firma) den Zutritt zu Ihrem Grundstück und zu Ihren Räumen gestatten. Außerdem müssen Sie dafür sorgen, dass die Messstelle frei zugänglich ist. Wenn wir mit Dienstleistern zusammen arbeiten, so haben diese stets einen Dienstausweis von uns, der AllgäuNetz. 
Die Vorteile und wichtige Informationen rund um intelligente Messsysteme finden Sie hier: Das moderne Messwesen

Hinweis: von diesen Vorteilen profitieren Sie zum aktuellen Zeitpunkt nur, wenn Sie Teil des Breitband Powerline Pilot Gebietes sind. 
Für den Austausch Ihres bisherigen Zählers (egal ob elektromechanisch oder elektronisch) gegen eine moderne Messeinrichtung müssen Sie nichts weiter unternehmen. Die Zähler werden durch uns oder ein beauftragtes Dienstleistungsunternehmen getauscht. Hierfür erhalten Sie einen Termin per Post mindestens 14 Tage vorab.
Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, bitten wir Sie, einen freien Zugang zu den Zählern zu ermöglichen.
Bei allen Zählerwechseln wird grundsätzlich eine Dokumentation des Zähleraustausches durchgeführt. Dabei wird Ihr alter Zähler vor dem Ausbau abgelesen und fotografiert. Erst danach wird dieser demontiert und durch eine moderne Messeinrichtung (mME) ausgetauscht, die ebenfalls abgelesen und fotografiert wird.

Die ausgebauten Zähler sind Eigentum des Messstellenbetreibers und werden entsprechend von den Monteuren mitgenommen. Wenn möglich, können die Zähler auch weiterverwendet werden. 
Die Anzeige unserer Stromzähler wechseln regelmäßig Minutentakt zwischen dem Bezug/Verbrauch und der Einspeisung von Strom. Wenn Sie keinen Strom einspeisen, steht eine der beiden Anzeigeeinheiten (OBIS 2.8.0) immer auf Null. Möglicherweise haben Sie genau in dem falschen Moment auf die Anzeige gesehen, als Ihr Zähler Ihre Einspeisemenge anzeigte. Ihren Verbrauch sollten Sie dann im nächsten Takt im Display sehen können (OBIS 1.8.0).
Bei Breitband Powerline wird das Niederspannungsnetz für die Datenübertragung genutzt. Die Daten werden vom Gateway im Keller, bis zum Headend in der Trafostation über das Stromnetz übertragen. Von der Trafostation geht es dann per LTE zum Messstellenbetreiber.
Um die Daten der Hausheld Zähler aus dem Keller zu übertragen wird ein Funk Mesh Netz aufgebaut. Dieses Funk Netz arbeitet auf der 868 MHz Frequenz. Bei einem Funk Mesh Netz verstärkt jede Komponente, egal ob Zähler oder Repeater das gesendete Signal. So können die Daten auch aus schwer erreichbaren Kellern bis zur Trafostation übertragen werden. In der Trafostation werden die Daten gesammelt, und per LTE zum Messstellenbetreiber übertragen. 
Wenn Sie ein intelligentes Messsystem erhalten - im Piloten betrifft das alle Kunden im Breitband Powerline Testgebiet - dann erfüllen Sie alle Voraussetzungen für die Bestellung eines dynamischen Stromtarifs. 

Im Hausheld Testgebiet leider nicht. Hier erhalten Sie im ersten Schritt nur eine moderne Messeinrichtung, welche als Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif leider nicht ausreicht.
Begriff Abkürzung Beschreibung
Breitband Powerline BPL Übertragungstechnik, welche Daten über das Niederspannungsnetz überträgt.
Smart Meter Gateway SMGW  Kommunikationseinheit, welche die Daten der Zähler zum Messstellenbetreiber überträgt. 
Ein SMGW kann mit unterschiedlichen Übertragungstechnologien betrieben werden (z.B. LTE, BPL, Ethernet)
Repeater   Ein Repeater verstärkt ein Datensignal auf dem Weg von der Quelle zum Ziel. 

Vom Zähler im Keller, bis zum Headend in der Ortsnetzstation wird das Signal bei jedem Repeater erneut verstärkt. 

So können die Daten über weite Strecken übertragen werden. 

Die Funktionsweise ist sowohl bei Breitband Powerline als auch bei der Hausheld Funktechnologie dieselbe, nur das Übertragungsmedium ist ein anderes. 
Headend   Ein Headend (nur bei BPL) sammelt die Daten der unmittelbar angeschlossenen Zähler ein und überträgt diese per LTE zum Messstellenbetreiber.
moderne Messeinrichtung mME digitaler Stromzähler - dieser überträgt keine Daten
intelligentes Messsystem iMSys oder iMS moderne Messeinrichtung + SMGW - überträgt die Daten hochsicher zum Messstellenbetreiber und die berechtigten Marktpartner (Netzbetreiber, Lieferant)
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